Freitag, 29. Mai 2009

Mein erster Arbeitstag


Heute klingelt mein Wecker schon wieder zu einer sehr unwirtlichen Zeit, da ich bereits um 7:15 Uhr an der Busabfahrtsstelle stehen muss. Aber wirklich gut schlafen konnte ich sowieso nicht, heute Abend beginnt nämlich mein erster Arbeitstag im Restaurant "Origins" und ich bin aufgeregt. Beim Vorstellungsgespräch habe ich gewissermaßen meine kellnerischen Erfahrungen etwas verschönert und ich hoffe, dass sie nicht zu viel von mir erwarten. Oder schlimmer noch, mir kippt ein volles Bierglas um und der Inhalt ergießt sich über einen Gast! Will gar nicht drüber nachdenken, was alles schief gehen könnte, und auch auf die Gefahr hin, dass ich mir den Zorn deutscher Bierliebhaber zuziehe, muss ich an dieser Stelle anmerken, dass deutsche Biergläser, besonders deutsche Weizenbiergläser und Biergläser für eine gewisse Schwarzbiersorte, echt unpraktisch und für Umfallunfälle geradezu prädestiniert sind! Was sich die Bierglasentwickler dabei nur gedacht haben! Aber da muss ich wohl durch, wenn ich in ein paar Wochen nicht komplett pleite sein möchte, und Weizen- oder Schwarzbier wird hier hoffentlich nicht verkauft. Da wir gerade von Bier reden, gestern Abend habe ich mein erstes neuseeländisches Radler probiert! Als ich nach meinem Fährausflug in der Küche des Hostels eine Portion Fish & Chips genieße, bin ich mit Steve aus Südafrika ins Gespräch gekommen und er hat mich gefragt, ob wir im gegenüberliegenden Saltwater Café vielleicht noch etwas Trinken gehen wollen. Über den Vorschlag habe ich mich sehr gefreut, weil ich während meiner Streifzüge durch Paihia und Russell schon ganz sehnsüchtig auf die Cafés und Restaurants geschielt habe, ich jedoch nicht allein hingehen wollte.

Dieses Mal fahren wir mit dem Bus pünktlich los und ungefähr vier Stunden später kommen wir wieder in Auckland an. Bevor ich den nächsten Bus zurück zur Colwill RD nehme, kaufe ich mir noch schnell eine schwarze Hose, eine habe ich zwar nach Neuseeland mitgenommen, aber da es sich bei dieser um meine schwarze Lieblings- und meine einzige eingepackte Stoffhose handelt, will ich sie mir lieber nicht durch fiese Flecke ruinieren. Am Nachmittag werfe ich auf der Webseite noch schnell einen Blick auf die Speisekarte und versuche, nicht wirklich erfolgreich, mir die Gerichte einzuprägen. Als Jakob mich dann kurz vor sechs vor dem Restaurant absetzt, bin ich ein reinstes Nervenbündel und würde mit Jakob am liebsten wieder zurück zum Haus fahren. Mein erster Arbeitstag muss auch ausgerechnet auf einen Freitagabend fallen, wenn der Laden proppenvoll und jeder Tisch besetzt ist. Die anderen Mädchen sind jedoch alle supernett und hilfsbereit, und mir werden nur zwei kleine Tische zugeteilt. Eigentlich überschaubar, aber ich vergesse immer wieder, das Besteck hinzulegen. Meine Gäste sind aber herzallerliebst und sehr geduldig. Ein älteres Ehepaar drückt mir sogar zwei Dollar Trinkgeld in die Hand, dabei wird in Neuseeland normalerweise gar kein Trinkgeld gegeben. Alles in allem überstehe ich meinen ersten Arbeitstag ohne größere Pannen und Malheure ganz gut und was die angebotenen Biersorten betreffen, für gezapftes Bier werden kellnerfreundliche Pintgläser und Krüge verwendet und als einziges deutsches Bier wird Becks verkauft. In diesem Sinne: "Hoch die Gläser und Prost"!

http://www.originsrestaurant.co.nz/

Donnerstag, 28. Mai 2009

Eine Wanderung zu den Haruru Wasserfällen & ein Ausflug nach Russell

Für heute habe ich mir vorgenommen, erst zu den Haruru Wasserfällen zu wandern und dann mit der Fähre nach Russell zu fahren. Von Paihia bin ich positiv überrascht, man sollte doch nicht alles glauben, was in den Reiseführern steht. An drei Buchten gelegen und von bewaldeten Hügeln umgeben, entpuppt sich Paihia entgegen meines Reiseführers als ein nettes, kleines Städtchen. Als ich zu dem Wanderweg laufe, komme ich an Waitangi vorbei. An dieser Stelle wurde 1840 zwischen der britischen Krone und den Stammesführern der Maori der Vertrag von Waitangi abgeschlossen. Neuseeland erlangte damit den Status einer britischen Kolonie. Im Gegenzug gaben die Maori alle Rechte auf Souveränität auf, aber es wurde ihnen garantiert, dass sie ihre Besitztümer und ihr Land behalten durften. Bis heute besitzt der Vertrag jedoch einen fragwürdigen Ruhm, da es seit seiner Unterzeichnung immer wieder Probleme bei der Auslegung des Vertrages gab und die im Vertrag festgelegten Rechte der Maori oft nicht beachtet wurden.
Mein auserkorener Wanderweg zu den Haruru Wasserfällen, was "Großer Krach" bedeutet, soll laut Jake, dem Besitzer des Hostels, nur 75 Minuten lang dauern. Auf der Karte werden zweieinhalb Stunden für den Marsch, der am Waitangi River entlang führt, angegeben. Ich glaube, ich habe insgesamt drei Stunden für die fünf Kilometer gebraucht und ungefähr nach der Hälfte des Weges streiken meine Beine und in mir macht sich der Gedanke breit, dass ich mir, statt in der Wildnis herumzuirren, für den Vormittag wohl lieber das Gelände von Waitangi ausgesucht hätte. Zu spät, da muss ich wohl durch, umkehren bringt auch nichts, hier mitten im neuseeländischen Urwald. Immerhin führt der Weg durch einen Mangrovenwald, dessen Anblick mich für die Strapazen der Wanderung und meine geschundenen Füße etwas entschädigt. Von den krachmachenden Wasserfällen bin ich jedoch enttäuscht, wirklich beeindrucken können sie mich nicht.



Was Jake auch vergessen hat, zu erwähnen, ist die Tatsache, dass man die fünf Kilometer nach Paihia ja auch wieder zurück laufen muss, ok, daran hätte ich auch selber denken können, aber 75 Minuten klingen ja nicht so schrecklich anstrengend. Zudem gibt es auf der anderen Seite des Flusses keinen schönen Wanderweg, nicht mal ein Fußweg ist vorhanden, man muss direkt an der Straße, die mir endlos vorkommt, zurück in die Stadt laufen. Oh Mann, was für eine tolle Idee! Doch ich habe Glück, ein Einheimischer erbarmt sich meiner und nimmt mich in seinem Auto mit. Sonst hätte ich wohl keine Kraft und Lust mehr gehabt, auch noch einen Abstecher nach Russell zu machen.


Bei Russell handelt es sich um ein kleines verschlafenes Nest, welches in vergangenen Zeiten einmal Scharen von Händlern, Wal- und Robbenfängern beherbergte und aufgrund deren ungehobeltes Benehmens und ausschweifenden Lebensstils auch als "Höllenloch des Pazifiks" bekannt war. Logisch, dass das heute so verträumt wirkende Städtchen deswegen auch viele ehrgeizige Missionare, die es sich zur Aufgabe gemacht hatten, die zwielichtigen Gestalten in ehrbare Bürger umzuwandeln, anzog. Ein Überbleibsel aus diesen bewegenden Zeiten bildet die Druckerei "Pompallier", das letzte noch erhaltene Bauwerk der katholischen Mission in Russell. Unmittelbar am Strand gelegen, wurde die Fabrik 1842 für den französischen Bischof Jean Baptiste François Pompallier erbaut, um dem katholischen Wort Gottes vor Ort wieder mehr Gehör zu verschaffen. Wie zu alten Zeiten werden hier heute handgemachte Bücher angefertigt, wobei ahnungslose Besucher während einer Führung durch das Haus dazu genötigt werden, an den alten Geräten selber Hand anzulegen. Da ich wohl den rüstigsten und jüngsten Teilnehmer meiner kleinen Gruppe darstelle, muss ich dran glauben und weil ich natürlich keine Kraft in meinen Armen habe, bewegt sich der fiese Hebel der Presse vor aller Augen kein Stück! Nicht mal ein kleines bisschen, so dass mir die nächstjüngste Leidensgefährtin, eine Dame in den sechziger Jahren, helfen muss. Gar nicht peinlich!


Mittwoch, 27. Mai 2009

Cape Reinga & der Strand, der seinem Namen nicht ganz gerecht wird

Heute läutet schon um 6:15 Uhr mein Wecker, aber das macht mir gar nichts aus, weil ich heute nämlich ganz in den Norden bis zum Cape Reinga fahren werde! Von Paihia aus werden täglich Bustouren zur nordwestlichsten Spitze Neuseelands angeboten und als ich gestern Abend angekommen bin, konnte ich in der Jugendherberge noch einen Platz für mich buchen. Auf der Hinfahrt halten wir bei dem Puketi Kauri Wald an, wo wir ein wenig Zeit haben, die riesigen Kauri-Bäume, die neben den kalifornischen Mammutbäumen zu den größten Baumarten der Welt gehören, zu bewundern.


Weiter geht es zur Doubtless Bay, wo wir in der Bäckerei "Seabreeze" eine kleine Teepause einlegen, ja, ja, die britischen Wurzeln Neuseelands sind im ganzen Land noch allgegenwärtig. Ihren Namen erhielt die Bucht von keinem Geringeren als James Cook, welcher wohl "Doubtless a Bay" - "Zweifellos eine Bucht" ausrief, als er 1769 an diesem Fleckchen Erde vorbei segelte. Über kurvigen Straßen und staubigen Schotterpisten schlängelt sich der Bus anschließend bis zum Kap hoch. Laut den Maori kehren hier die Seelen ihrer Toten zu ihrem Heimatland Hawaiki zurück. Auch treffen hier die Tasmanische See und der Pazifische Ozean aufeinander, ich kann jedoch keinen Unterschied erkennen, für mich sieht das Wasser irgendwie überall gleich aus.


Bevor wir eine Spritztour über den 90 Mile Beach, der tatsächlich nur etwa 64 Meilen misst, unternehmen, gibt es für uns die Möglichkeit, auf Surfbrettern die gigantischen Sanddünen am Te Paki Stream herunterzurutschen. Da ich aber nur eine Hose eingepackt und keine Lust habe, Sand in die Augen oder den Mund zu bekommen, kucke ich lieber nur zu, wie sich die anderen Teilnehmer todesmutig die Abhänge hinunterstürzen.

Dienstag, 26. Mai 2009

Gute Nachrichten

Ta da, die Entscheidung für meine kleine Reise ist auf Paihia gefallen! Der Bus nach Paihia fährt erst um 16:15 Uhr ab und so kann ich schön ausschlafen und in Ruhe meine Sachen packen, zumindest war das mein Plan. Am Montag hat alles wunderbar geklappt. Da ich gleich früh ein Übersetzungsbüro aufsuche, kann ich nicht nur um zwei die Übersetzung für meinen Führerschein wieder abholen sondern am Nachmittag auch noch die Anmeldeformulare für meine Steuernummer bei der Post abgeben. Das zweite Vorstellungsgespräch verläuft noch unkomplizierter als das erste. Bei diesem Restaurant handelt es sich um einen kleinen, edlen Italiener, der direkt am Wasser in Aucklands Vorort Mission Bay liegt. Als ich die schönen Häuser, den Strand, die vielen Cafés und Restaurants sehe, werde ich ganz neidisch, hier läßt es sich bestimmt richtig gut leben. Es gibt sogar ein Mövenpick-Café hier! Aber um überhaupt herzukommen, brauche ich mit dem Bus, wenn alles gut geht, mindestens anderthalb Stunden, wahrscheinlicher sind eher zwei, und manchmal, so wie am Montag, versinkt der öffentliche Nahverkehr wegen in der Stadt stattfindenen Veranstaltungen gänzlich im Chaos und keiner, auch nicht die Angestellten und am wenigsten die Fahrgäste, weiß genau, wann wo welcher Bus abfährt. Jakob meint auch, dass, wenn ich erst einmal eingestellt bin, ich bald bestimmt ganz oft eingeplant und gar keine Zeit für einen anderen Job haben werde. So machen wir aus, dass ich mich bei dem Manager melde, wenn ich näheres über die Arbeit in dem anderen Restaurant weiß.


Heute morgen klingelt mein Telefon. Freudig berichtet mir Lambert, der Manager vom Origins, dass mein Arbeitsvertrag da ist, und bittet mich, vorbeizukommen, damit wir die Unterlagen gemeinsam durchgehen können. Gut, dass mein Bus erst um viertel fünf abfährt! Hektisch suche ich meine Sachen zusammen und mache mich auf den Weg zum Restaurant. Dort muss ich Lambert beichten, dass ich wegen meines Ausfluges frühestens leider erst am Freitagabend anfangen kann. Ich fühle mich schlecht, weil er sich wohl extra für eine schnellere Bearbeitung eingesetzt und mich schon ab Mittwoch eingeplant hat, aber andererseits hätte er bei meinem Vorstellungsgespräch und dem Probearbeiten ja nicht ständig betonen müssen, dass die Überprüfung meiner Angaben wahrscheinlich zwei Wochen dauert. Selber Schuld kann ich da nur sagen.
Mein schlechtes Gewissen kann ich trotzdem nicht so leicht abschütteln, aber meinen Ausflug will ich mir deswegen nicht vermiesen lassen und pünktlich um dreiviertel vier stehe ich an der Abfahrtsstelle. Als ich gestern mein Ticket gekauft habe, wurde ich nämlich ausführlich darauf hingewiesen, dass ich rechtzeitig da sein soll, weil der Bus nicht warten und mein Ticket verfallen würde, wenn ich den Bus verpasse. Der Bus steht schon da, immer mehr Fahrgäste trudeln ein und die Zeit verstreicht, aber kein Fahrer ist in Sicht! Eine Viertelstunde zu spät schlendert er gemächlich um die Ecke und kontrolliert seelenruhig die Fahrscheine, bevor wir endlich nach Paihia aufbrechen.

Sonntag, 24. Mai 2009

Reisepläne


Ich habe genug! Ich will nicht mehr! Als ich gestern Nacht von Schlaflosigkeit und quälenden Gedanken geplagt wurde, habe ich einen Entschluss gefasst. So kann es nicht weitergehen! Ich bin in Neuseeland und blase Trübsal. Ich wohne gern hier, Jakob und ich kommen prima miteinander aus und Terry, die Katze, ist mir sehr ans Herz gewachsen, langsam aber sicher fällt mir jedoch die Decke auf den Kopf. Das ganze Warten und Nichtstun treibt mich noch in den Wahnsinn. Die Bücherladen sind auch nicht so toll wie erwartet und die neuseeländischen Behörden bereiten mir Kopfschmerzen. Aber damit ist jetzt Schluss! Ich habe beschlossen, meine Koffer zu packen!
Nein, keine Sorge, ich will nicht das Handtuch werfen, ich habe mir nur überlegt, dass, ich, anstatt Zuhause Däumchen zu drehen, genauso gut auch verreisen und mir etwas ankucken kann. Schließlich lautet der Grundgedanke des Work & Holiday Programms auch, dass junge Leute sich ihre Reisen im Ausland durch gelegentliches arbeiten finanzieren. Ich hatte mir zwar schon vorgenommen, zunächst eine Stelle zu finden, die sich auch gut in meinen Lebenslauf einfügt und mir vielleicht den Einstieg in den deutschen Arbeitsmarkt erleichtert, aber wenn sich Neuseeland dagegen so sträubt und mir das Leben schwer macht, konzentriere ich mich lieber auf den angenehmeren Teil dieses Projekts. Übrigens, 1980 trafen Australien und Japan erstmalig die Übereinkunft, ihren jungen Bürgern zu erlauben, für ein Jahr in dem jeweils anderen Land umher zu reisen und bezahlte Arbeit anzunehmen. Da sich das Abkommen zu einem großen Erfolg entwickelte, beteiligten sich auch bald andere Länder daran.
Aber zurück zu mir, ich muss ich mich jetzt nur noch entscheiden, wo meine Reise hingehen soll. Ich liebäugele damit, entweder einen Ausflug in den Norden nach Paihia und Cape Reinga zu unternehmen oder in den Süden nach Rotorua zu fahren. Keine leichte Wahl, beide Orte hören sich echt interessant an. Die Stadt Paihia soll an sich zwar nicht so schön sein und für viele Urlauber nur als Ausgangspunkt zur Erkundung der Buchten des nördlichen Zipfels der Nordinsel dienen, Cape Reinga, der nördlichste zugängliche Punkt Neuseelands, klingt dafür aber um so verlockender. Rotorua dagegen zählt zu den Hauptzentren der Maori-Kultur und ist für seine unzähligen heißen Quellen und Geysire berühmt. Hm, wirklich keine leichte Entscheidung.
Bevor es jedoch losgehen kann, muss ich morgen mal wieder in die Stadt gondeln. Überraschenderweise wurde ich von einem anderen Restaurant zu einem Vorstellungsgespräch eingeladen. Außerdem habe ich mich entschieden, meinen deutschen Führerschein übersetzen zu lassen, da ich nicht bereit bin, ihn ganz abzugeben. Das kann ich morgen dann auch gleich erledigen. Hoffe ich zumindest.

Freitag, 22. Mai 2009

Von Dummheiten und Missgeschicken

Die letzten Tage waren, hm, na ja, wie soll ich sagen, irgendwie nicht so toll. Am Dienstag kann ich mich zu nichts anderem aufraffen, außer die Büchersektion von Amazon zu durchstöbern und interessant klingende Titel in meinen Warenkorb zu legen. Als ich mich abends bei Amazon wieder abmelde, umfasst meine Merkliste ganze siebzehn Bücher.
Am Mittwoch stehe ich pünktlich um 12 Uhr mittags bei dem Restaurant "Origins" auf der Matte und trotz Nervosität und sprachlicher Aussetzer verläuft das Vorstellungsgespräch mit dem Manager erfolgreich. Bevor ich dort jedoch kellnern darf, müssen erst meine Unterlagen überprüft werden, was natürlich nicht von heute auf morgen geht, sondern mal wieder bis zu zwei Wochen dauern kann. Und es wird auch nur jemand für das Wochenende benötigt. Wenn es gut läuft, kann ich vielleicht 30 Stunden die Woche arbeiten, wahrscheinlicher sind aber 20 bis 25 Stunden. Bei einem Stundenlohn von nicht ganz $13 wird es mit dem Sparen dann wohl nichts. Aber ich bin sehr stolz auf mich, den Manager in dem Glauben gelassen zu haben, ein ganzen Jahr dort kellnern zu wollen. Auch das Kunstfestival in Christchurch, bei dem ich, wenn ich darf, unbedingt mitarbeiten möchte, habe ich nicht erwähnt. Für jemanden, der mit solchen Sachen normalerweise nicht hinter dem Berg halten kann, ist das schon eine beachtliche Leistung! Dennoch verlasse ich das Restaurant wieder etwas geknickt und hänge auf dem Heimweg trüben Gedanken nach.
Der Donnerstag fängt eigentlich ganz gut an. Am Himmel kann ich keine Wolken erspähen und frohen Gemüts mache ich mich auf den Weg in die Stadt. Ich will ein wenig durch die Läden schlendern und meinen Brief vom Hostel abholen. Als ich gerade mit dem Bus zum Hostel fahre, werde ich vom Restaurantmanager angerufen. Er fragt, ob ich am Abend nicht für zwei Stunden probeweise arbeiten möchte. Natürlich unbezahlt, aber es wäre doch eine gute Übung und überhaupt, man müsse doch kucken, wie ich als Kellnerin so zurechtkomme! Natürlich antworte ich, dass dies gar kein Problem sei und ich sehr gern vorbeikomme würde, aber da ich mindestens zwei Stunden brauche, allein nur um wieder zum Haus zurück zu fahren und es bereits schon um vier ist, einigen wir uns stattdessen auf den Freitagabend.
Mit Ameisen im Bauch - inzwischen hatte ich mich nämlich darauf eingestellt, dass ich frühestens erst in zwei Wochen kellnern würde und der Gedanke, schon so bald in die Kellneruniform schlüpfen zu müssen, löst kleine Panikattacken aus - laufe ich zum Hostel, wo eine böse Überraschung auf mich wartet: im Brieffach liegt zwar ein Brief von der neuseeländischen Steuerbehörde für mich, aber in dem Umschlag steckt nicht meine Steuernummer sondern mein Anmeldeformular und die Aufforderung, die Nummer noch einmal neu zu beantragen, weil mein internationaler Führerschein schon abgelaufen ist und deswegen nicht verwendet werden kann. Mist! Mist! Mist! Ok, ich gebe ja zu, dass ich an diesem Umstand selber schuld bin! Wahrscheinlich wird mir auch keiner glauben, dass ich den internationalen Führerschein Zuhause noch einmal durchgeblättert und kein Ablaufdatum gefunden habe. Nur die Vorderseite, wo gut lesbar in ordentlicher Schrift "gültig bis zum 08. Juni 2002" geschrieben steht, habe ich mir eben nicht so genau angekuckt. Ehrlich! Aufgefallen ist es mir erst, als ich am Montag nach meiner Ankunft im Büro des Bankangestellten sitze und er mich beim Ausfüllen des Antrages fragt, wann der Führerschein ausgestellt wurde.
Um die Nummer doch noch irgendwann in meinen Händen halten zu können, benötige ich entweder einen neuseeländischen Führerschein, einen neuseeländischen Studentenausweis, eine Immatrikulationsbescheinigung von einer neuseeländischen Universität, einen Arbeitsvertrag oder eine Übersetzung meines deutschen Führerscheins. Selbstverständlich kann ich meinen Führerschein nicht einfach selber übersetzen, nur von der Verkehrsbehörde anerkannte Übersetzungsbüros dürfen diese Aufgabe übernehmen, wie sollte es auch anders sein. Ich habe die Nase voll! Von wegen Neuseeland sei unkompliziert und unbürokratisch! Immerhin geht es hierbei um die Erlaubnis, dem neuseeländischen Staat Steuern zahlen zu dürfen. Man sollte meinen, dass der Staat einem dafür nicht so viele Steine in den Weg legt.
Als ich Jakob abends mein Leid klage, meint er, dass ich mit dem deutschen Führerschein für den neuseeländischen keine Prüfungen ablegen muss. Und tatsächlich, auf der Webseite der Verkehrsbehörde entdecke ich, dass deutsche Staatsangehörige zu den glücklichen Auserwählten zählen, die einen neuseeländischen Führerschein beantragen können, ohne die leidigen Prüfungen bestehen zu müssen! Das wäre ja ganz wunderbar!
Erfreulicherweise kann man in dem Einkaufszentrum, wo sich auch das Restaurant befindet, einen neuseeländischen Führerschein beantragen und bevor ich am Freitag meine Probestunden im Restaurant antrete, möchte ich das gleich in Angriff nehmen. Dummerweise verspätet sich mein Bus um 20 Minuten, so dass ich erst fünf Minuten vor Feierabend in der zuständigen Verwaltungsstelle ankomme. Nachdem ich der Frau am Schalter mein Anliegen näher gebracht habe, drückt sie mir ein Anmeldeformular in die Hand und erklärt mir, dass sie den deutschen Führerschein einbehalten und nach Deutschland schicken. Wie bitte? Habe ich sie richtig verstanden? Ich hake noch einmal nach. Ja, ich habe richtig gehört, der deutsche Führerschein wird mir abgenommen und zurückgesendet. Zu schockiert, um vernünftig denken zu können, fällt mir nichts anderes ein, außer zu entgegnen, wohin sie den Führerschein denn schicken würden, ehe ich den Laden wieder verlasse. Na das lief ja mal wieder ganz prima!
Ein bisschen Zeit habe ich noch, bevor ich im Restaurant erwartet werde. Zwei Briefe will ich noch schnell zur Post bringen, außerdem kann ich dann gleich ausprobieren, ob meine neue und so schön glänzende Kreditkarte funktioniert. Leider kann ich mich nicht mehr daran erinnern, welchen PIN ich mir ausgesucht habe und nach der dritten falschen Eingabe will mir der Geldautomat meine Karte nicht mehr zurückgeben. "Oh nein, ganz ruhig bleiben, die netten Postangestellten helfen dir bestimmt, die Karte wiederzubekommen," versuche ich mich selber zu beruhigen, als ich panisch in die Filiale trete. Ich habe Pech, ich erwische eine Mitarbeiterin, die weder Verständnis für mein Missgeschick zeigt, noch Ahnung hat und mir obendrein mein Wechselgeld für die Briefmarken unterschlägt. Meine schöne, neue Kreditkarte kann ich vergessen, ich muss für $10 eine neue Karte beantragen. Wenn Blicke töten könnten, gäbe es diese furchtbare Postangestellte jetzt nicht mehr. Inwischen hat es auch wieder angefangen, in Strömen zu regen, und ich bin fertig mit der Welt! Wenn ich nicht gleich im Restaurant erscheinen müsste, würde ich zum Flughafen fahren und diesem Mistland den Rücken zukehren.

Terry hat es gut, sie kann den lieben langen Tag faulenzen und schlafen!

Samstag, 16. Mai 2009

Hoher Wellengang am Muriwai Beach

Nachdem gestern Krisenstimmung herrschte, wendet sich heute zumindest für Jakob das Blatt: er findet einen Käufer für sein Auto und seine finanzielle Lage sieht damit schon ein wenig freundlicher aus. Bevor das Auto jedoch seinen Besitzer wechselt, klappern wir zunächst noch ein paar Läden ab, ich, um noch mehr Lebensläufe zu verteilen und Jakob, um die Aushänge für das freie Zimmer unter die Leute zu bringen. In einem Café, das ganz nett aussieht, erwische ich den Manager und er drückt mir einen Bewerbungsbogen in die Hand. Dummerweise brauche ich drei Referenten, die gewillt sind, mich in den Himmel zu loben. Ich glaube, es ist so eine typisch neuseeländische bzw. anglo-amerikanische Gepflogenheit der Arbeitgeber, statt eines Arbeitzeugnis lieber einen Telefonhörer in die Hand zu nehmen, um sich über potentielle Angestellte und ihre Missetaten zu erkundigen. 'Wozu habe ich mir dann die Arbeit gemacht, meine ganzen Praktikumszeugnisse mühselig zu übersetzen?!', ärgere ich mich, als ich mal wieder mit dieser Angabenpflicht konfrontiert werde. Zudem kann ich auch nur mit zwei Referenten aufwarten und eigentlich nicht mal das. Meine lieben ehemaligen Verlagskollegen haben zwar sofort zugestimmt, im Falle des Falles nette Dinge über mich zu sagen, die Leute vom Buchladen hielten es bis jetzt jedoch nicht für notwendig, auf meine Bitte zu reagieren. Egal, ich schreibe sie trotzdem mit auf, schon allein deswegen, weil das Praktikum im Buchladen sozusagen meine letzte Arbeittätigkeit war und es verdächtig wirkt, wenn man sie nicht kontaktieren kann. Zudem habe ich die Hoffnung, dass neugierige neuseeländische Chefs aufgrund der Zeitverschiebung ohnehin keinen erreichen und sich deswegen nicht die Mühe machen, extra früher aufzustehen. Das ändert aber nichts an der Tatsache, dass mir noch ein Referent fehlt und mir fällt nur Ron, unseren Vermieter ein, von dem weiß ich jedoch weder den Nachnamen noch seine Telefonnummer. Außerdem habe ich auch meinen Reisepass und meinen Führerschein vergessen. Na ja, ich hatte einfach gedacht, dass ich sie nicht brauchen würde. Ich kann ja nachvollziehen, warum eine Kopie meines Reisepasses gebraucht wird, warum eine Kopie meines Führerscheins von einem Café, dass keiner Kette angehört, verlangt wird, ist mir jedoch schleierhaft. Immerhin werde ich zu einem Vorstellungsgespräch eingeladen, das klingt doch schon mal gar nicht so schlecht.


Nachdem ich keine Lust mehr habe, mit einem hoffentlich unwiderstehlich wirkenden Lächeln in diverse Cafés, Läden und Restaurants zu marschieren und mit einem bestimmten Kopfschütteln wieder weggeschickt zu werden, beschließen wir, oh, wie schön, zum Strand zu fahren. Wir einigen uns auf den Muriwai Beach, der für seine Tölpelnistkolonien bekannt ist. Auf dem Weg dorthin, sehe ich zum ersten Mal die berühmten neuseeländischen Schafe, es sollen hier acht mal so viele Schafe wie Einwohner leben!
Die Fahrt zum Strand dauert nicht länger als eine halbe Stunde und in Muriwai angekommen, erwarten uns hohe Wellen und Nebelschwaden, die den kleinen Küstenort eingehüllt haben. Auf dem Weg zum Aussichtspunkt, bekomme ich natürlich nasse Füße als ich nicht schnell genug die Klippen hinaufklettere. Das Meer ist wirklich sehr lebhaft, gerade als ich den hölzernen Steg erreicht habe und ein Foto machen möchte, werde ich von den hohen Wellen noch mal richtig nassgespritzt. Jakob kann sich gerade so das Lachen verkneifen, während ich hoffe, dass meinem Fotoapparat etwas Wasser nichts ausmacht.
Einen Tölpel bekommen wir leider nicht zu Gesicht, die Seevögel nisten hier auf den vor der Küste liegenden Felsen zwischen August und April, bevor sie nach Australien weiterziehen, aber der Ausflug hat sich schon allein wegen des schönen Wetters gelohnt!

Freitag, 15. Mai 2009

Tag der Entscheidung


Heute war ein komischer Tag. Dachte eigentlich, dass Jakob und ich uns darauf geeinigt hätten, hierzubleiben und es auf einen Versuch ankommen zu lassen. Am Morgen überrascht er mich jedoch mit der Ansage, dass er unserem Vermieter um 12 Uhr Bescheid geben muss, ob er das Haus weiterhin mieten oder nächstes Wochenende ausziehen möchte. Ich fühle mich ein wenig vor den Kopf geschlagen, zumal wir gerade erst gestern ausgemacht hatten, heute zu verschiedenen Geschäften und Cafés zu gehen und zu fragen, ob sie vielleicht noch Leute brauchen. Obendrein wollten wir auch noch Mitbewohnergesuche in den Supermärkten aufhängen. Irgendwie kann ich Jakob ja auch verstehen. Miete für ein ganzes Haus zahlen zu müssen, wenn einem das Geld ausgeht, ist nicht schön. Noch dazu, wenn es an der Arbeitsfront nicht so gut aussieht und an der Mitbewohnerfront sogar noch schlechter. Entweder kreuzen die Leute gar nicht erst auf, wir hören nichts mehr von ihnen oder, wie gestern geschehen, jemand ist wirklich an dem Zimmer interessiert, hat aber seinen Führerschein verloren, weil er in ein Polizeiauto gekracht ist und Fahrerflucht begehen wollte. Dem haben wir natürlich abgesagt.
Und ich besaß am Anfang ja auch Zweifel, was diese Gegend und die örtlichen Arbeitsmöglichkeiten betreffen. Davon war gestern aber nicht die Rede, im Gegenteil, wir beide haben emsig nach Stellenanzeigen Ausschau gehalten, Bewerbungen geschrieben und Lebensläufe in einigen Geschäften verteilt. Dass es mit der Arbeitssuche nicht unbedingt von einem Tag auf den anderen klappt, müßte ihm doch eigentlich auch klar sein!
Na langem Hin und Her und einem Besuch von einer zimmersuchenden Neuseeländerin, die sich in wenigen Minuten das Haus anguckt und ebenso schnell wieder verschwindet, trifft Jakob am Abend trotz fehlenden Mitbewohners folgende Entscheidung: die Koffer bleiben vorerst im Schrank stehen und wir werden uns mit noch mehr Elan in die Arbeitssuche stürzen.

Sonntag, 10. Mai 2009

Arbeit ... verzweifelt gesucht


Die ersten Tage in der Colwill RD vergehen wie im Fluge. Am Donnerstag kommt Jack, Jakobs alter Mitbewohner vorbei, und packt seine Sachen zusammen. Er hat ein Zimmer näher in der Stadt gefunden. Ob es eine gute Entscheidung war, ausgerechnet hierher zu ziehen, wird sich noch zeigen. Ich verbringe meine Zeit damit, das Internet nach Stellenanzeigen zu durchforsten und fleißig Bewerbungen zu schreiben. Einen Gabelstaplerführerschein kann ich leider nicht vorweisen, damit fallen Lagerarbeiten schon mal raus. Aber wäre ich gern eine Bibliotheksassisstentin? Ja, ja, ja, unbedingt! Mit dieser Bewerbung klappt es leider nicht, ich fliege gleich zu Anfang raus. Dann vielleicht eine Buchverkäuferin in Neuseelands Buchladenkette "Whitcoulls"? Auch nicht schlecht, vielleicht bekomme ich da immer Rabatte! Die Filiale, die nach Mitarbeitern sucht, befindet sich allerdings im Flughafen und den erreiche von hier mit öffentlichen Verkehrsmitteln gar nicht, also muss ich entweder umziehen oder mir ein Auto zulegen und, nach jahrelanger Abstinenz, nicht nur lernen, wieder Auto zu fahren, sondern auch meine linke Körperseite dazu bringen, alle wichtigen Hebel, Schalter und Pedale zu benutzen. Hm, kucken wir mal weiter... Wie wäre es denn, eine Kundenbearbeiterin bei "Warehouse", der neuseeländischen Variante von Wallmart, zu werden? Ja, das würde doch gehen, aber da frisiere ich lieber meinen Lebenslauf ein wenig um, mit einem Uni-Abschluss in der Tasche bin ich für diese Stelle vielleicht etwas überqualifiziert. Oder möchte ich möglicherweise an der Rezeption von kleinen Anwaltskanzleien arbeiten? Klingt gut, dann hätte ich auch einen Grund, einkaufen zu gehen und mir schicke Sachen auszusuchen, muss ja schließlich kompetent und klug aussehen. Das Gleiche gilt natürlich für Büroangestellte. 'Aber wenn das alles nicht klappt, kann ich immer noch Obst pflücken,' denke ich mir, als ich aus dem Fenster kucke und mal wieder dicke Tropfen vom Himmel fallen ... Fortsetzung folgt.
Am Sonntag beschließe ich, Bewerbungen Bewerbungen sein zu lassen und begebe mich, mit meinem Stadtplan bewaffnet, wieder auf Erkundungstour. Dieses Mal wandere ich in die andere Richtung zum West Harbour. Das Glück ist auf meiner Seite, die Sonne lacht mich an und es fängt erst an zu regnen, als ich wieder zurück bin.

Mittwoch, 6. Mai 2009

Einzug in die Colwill RD




Am Mittwoch holt mich Jakob um 11 vom Hostel ab. Die Fahrt zum Haus dauert nicht länger als 20 Minuten, aber ich habe sowieso keine Ahnung, wo wir sind, ich bin nur froh, dass ich nicht mehr in mein kaltes und dunkles Hostelzimmer zurück muss. Den Rest des Tages mache ich nicht mehr viel ausser meine Sachen auszupacken, ein paar Lebensmittel einzukaufen und mich mit Terry, der Schmusekatze, anzufreunden.
Am nächsten Tag will ich mein neues Zuhause etwas näher kennenlernen, schnappe mir den Stadtplan und mache mich auf den Weg zum Westgate-Einkaufszentrum. Dort befindet sich auch die örtliche Bibliothek und ein Kino. Habe ich schon erwähnt, dass Auckland und seine Umgebung auf ganz vielen Vulkanen erbaut wurde? Dementsprechend hügelig, ach was bergig, verlaufen auch die Straßen. Als ich nach einer Stunde und heftigen Regenschauern mit nassen Füßen beim Einkaufszentrum ankomme, bin ich erst mal total erledigt und liebäugele damit, mir einen Eiskaffe zu kaufen. Leider muss ich feststellen, nachdem der Kaffee natürlich schon bestellt ist, dass sich mein Portemonnaie Zuhause im Schrank aber nicht in meinem Rücksack befindet :(. Immerhin kann ich mich bei der Bibliothek anmelden. Das kostet zum Glück nichts, aber da ich mir kein Busticket kaufen kann, muss ich den ganzen langen, bergigen Weg wieder zurücklaufen.

Dienstag, 5. Mai 2009

Ausflug mit der Fähre



Bevor ich am Mittwoch in die Colwill RD ziehe, nutze ich den Dienstag für einen Ausflug mit der Fähre nach Devonport und Rangitoto Island. 1840 gegründet, zählt Devonport zu Aucklands ältesten Vororten und entzückt mit gemütlichen Cafés, netten Geschäften und Viktorianischen Villen. Natürlich kann auch Devonport mit einem erloschenen Vulkan aufwarten, dem Mount Victoria, von dem man eine tolle Aussicht auf die Stadt, den Hafen und den Hauruki Golf hat.
Nachdem ich gemächlich durch Devonport flaniert bin, geht es weiter zur Vulkaninsel Rangitoto Island. Zerklüftetes schwarzes Lavagestein und Neuseelands Weihnachtsbaum, der Pohotukuwa, bestimmen das Landschaftsbild der Insel. Ein wenig durch die im Wegweiser für die Wanderungen angeführten Zeitangaben eingeschüchtert, entschließe ich mich, die Insel nicht per Fuß zu erkunden, sondern eine "Volcanic Explorer Tour" mitzumachen. Wahrscheinlich sind die Zeitangaben sehr großzügig angelegt, aber da es bereits um eins ist und die letzte Fähre schon um halb vier zurückfährt, will ich es lieber nicht riskieren, mich beim Aufstieg zum Gipfel des Vulkans zu verlaufen, die Fähre zu verpassen und dann die Nacht auf einer unbewohnten Insel verbringen zu müssen. Und so muss ich nichts weiter tun, als mich an meinem Vordersitz festzuhalten und die etwas holprige Fahrt mit der Rangitoto-Island-Entdeckungsbahn zu genießen. Ganz zum Gipfel bringt die Bahn seine Mitfahrer jedoch nicht und die letzten Meter müssen zu Fuß erklommen werden, dafür wird man wieder mit tollen Ausblicken belohnt.

Montag, 4. Mai 2009

Zweiter Versuch & irgendwo im Nirgendwo



Am Montag fahre ich wieder in die Stadt, um mir nun endlich ein neuseeländisches Bankkonto und die Steuernummer zu besorgen. Dieses Mal habe ich auch einen Brief vom Hostel, in dem steht, dass ich dort wohne, dabei. Ich habe mir die Kiwibank ausgesucht, weil sie einem bei der Beantragung der Steuernummer helfen, und ein netter Bankangestellter nimmt sich meiner auch gleich an, als ich pünktlich zu meinem Termin in der Bank erscheine. Als wir mit der Kontoeröffnung und dem Ausfüllen der Anträge fertig sind, rauchen uns beiden jedoch die Köpfe. Mir, weil ich immer mal wieder nachfragen musste und trotzdem nicht alles verstanden habe. Und weil ich nicht weiß, ob es schlimm ist, dass ich keine Kontakttelefonnummer mit angeben konnte. Hatte zwar meine alte Sim-Karte mit der neuseeländischen ausgetauscht, aber dummerweise nicht daran gedacht, mir die neue Handynummer aufzuschreiben und natürlich wußte ich nicht, wie ich mein Handy dazu bringe, sie mir anzuzeigen. Auch wenn er ruhig und geduldig geblieben ist, war er bestimmt total genervt, weil er sich mit einer Ausländerin herumplagen musste, der er alles doppelt und dreifach erklären musste und die noch nicht mal mit ihrem Handy umgehen konnte. Ich glaube, er hat drei Kreuze gemacht, als er mich wieder los war. Egal, dafür habe ich jetzt eine Kreditkarte! Ja wohl! Und ich dürfte mir sogar das Design selber aussuchen :).
Als ich bei der Bank fertig bin, wartet noch ein Hausbesichtigungstermin auf mich. Am Abend zuvor hatte ich ein bisschen bei www.gumtree.co.nz nach WGs gesurft und spontan einen Jakob angeschrieben, der für sein Haus zwei Mitbewohner sucht. Nachdem ich die richtige Bushaltestelle gefunden habe, kriege ich erst mal einen Schreck. Bis zu Jakobs Straße dauert die Fahrt eine ganze Stunde! Mir wird immer mulmiger zumute, als sich der Bus immer weiter vom Zentrum entfernt und sogar ein Stück auf der Autobahn fährt. Oh je, vielleicht hätte ich vorher mal kucken sollen, wo sich das Haus überhaupt befindet! Zu spät! Der Busfahrer ist total nett und hält sogar nach der Hausnummer Ausschau, bevor er mich mitten im Nirgendwo absetzt. Ich klingele zuerst an der falschen Tür und mir wird gleich wieder die Tür vor der Nase zugeschlagen, weil ich Jakobs Nachnamen nicht weiß und die Frau offenbar ihre Nachbarn nicht so gut kennt. Beim nächsten Haus habe ich mehr Glück, Jakob kommt mir schon entgegen gelaufen.
Das Haus ist echt niedlich und ich bin von der Veranda und dem Garten ganz hingerissen. Auch das zu vermietende Zimmer gefällt mir sehr gut, es ist schön hell und Bettzeug ist auch da. Aber es ist sooo weit weg von allem und ich denke mir nur, wie soll ich das bloß anstellen? Als Jakob und ich jedoch ins Gespräch kommen und er mir erzählt, dass hier schon einmal ein deutsches Mädchen gewohnt und auch eine Arbeit in der Nähe gefunden hat, erscheint mir das Angebot immer verlockender und im kalten, dunklen Hostelzimmer möchte ich eigentlich nicht länger bleiben. Also beschließe ich, dass ich ja nichts zu verlieren habe und ein Versuch nicht schaden kann.

Sonntag, 3. Mai 2009

Die Stadt, die auf 50 Vulkanen erbaut wurde



Ort: immer noch Auckland, Neuseeland. Zeit: gerade mal zweiter Tag. Wetter: strahlender Sonnenschein :).
Ja, an meinem zweiten Tag in Neuseeland scheint die Sonne und die Welt sieht gleich ganz anders aus! Da Sonntag ist und ich eh nichts erledigen kann, will ich mir Aucklands Sehenswürdigkeiten ankucken. Zuerst besteige ich den 196 m hohen Mt. Eden, Aucklands höchster Vulkan, der nach George Eden, dem ersten Earl von Auckland, benannt wurde. Inzwischen ist der erloschene Vulkan mit Gras bewachsen und bildet für Kühe ein Zuhause, aber wenn man ihn erklommen hat, wird man mit einer tollen Aussicht über die Stadt belohnt. Auckland wurde auf rund kleinen 50 Vulkanen erbaut, der letzte Vulkanausbruch erfolgte vor 600 Jahren, aber laut Reiseführer sind die Vulkane immer noch aktiv und niemand kann vorhersagen, wann ein Vulkan wieder zum Leben erwacht.
Anschließend fahre ich mit dem Bus in die Innenstadt und schlendere Aucklands Hafenviertel entlang. Nachdem ich mir den Skytower, der mit seinen 328 Metern Neuseelands höchstes Gebbäude darstellt, angeschaut habe, setze ich mich auf eine Bank und geniesse ein wenig den Sonnenschein, bevor ich wieder zum Hostel aufbreche.

Samstag, 2. Mai 2009

Gerade erst angekommen und schon Heimweh


Am 30. April bin ich von Rarotonga um 17:30 Uhr wieder losgeflogen, in Auckland angekommen bin ich aber erst am 1. Mai, und das nach nur 4 Stunden Flug! Zwischen den Cook Inseln und Neuseeland liegt nämlich die internationale Datumsgrenze und überquert man sie, verliert man sozusagen einen Tag oder gewinnt einen dazu. Natürlich war mir das bewusst, aber an die Konsequenzen hatte ich nicht gedacht. So mache ich mich nach meiner ersten Nacht in der Oakland's Lodge voller Tatendrang auf den Weg in die Stadt, um ein neuseeländisches Bankkonto zu eröffnen und die Steuernummer, die man für die Ausübung eines Jobs braucht, zu beantragen. Pustekuchen! Alle Banken sind geschlossen und die einzige, die auf hat (und das auch nur, weil sie sich in einer Postfiliale befindet) schickt mich wieder weg, weil ich zwar meinen Pass dabei habe, mir aber ein Nachweis über meine Adresse in Auckland fehlt :(. Fest im Glauben, dass noch Freitag sei, frage ich mich, als ich zurück zur Jugendherberge marschiere, ob in Neuseeland wohl ein Feiertag gefeiert wird. Natürlich musse ich im Hostel deswegen nachfragen und ich werde erst mal aufgeklärt, dass ich einen Tag daneben liege. Ähm ja, Themawechsel.
Etwas deprimiert, es hat auch noch den ganzen Tag geregnet, ziehe ich mich auf mein Zimmer zurück und wäre am liebsten wieder umgekehrt und nach Hause geflogen. Meinen ersten Tag in Neuseeland habe ich mir irgendwie anders vorgestellt, mann oh mann, warum um Himmels Willen wollte ich nur unbedingt ein Work & Travel Jahr ausgerechnet hier machen?! Das Internet auf meinem Zimmer funktioniert auch nicht und ich überlege, ob ich nicht einfach zum Flughafen fahren könnte. Als ich mich noch mal aufraffe und in den Aufenthaltsraum gehe, um zu kucken, ob mir vielleicht jemand eine Email geschrieben hat, sehe ich, dass nicht nur ganz viele Leute an mich gedacht und mir geschrieben haben, sondern mein Schatz, Silke und Marleen online sind. Was für eine schöne Überraschung!