Freitag, 31. Juli 2009

Tapetenwechsel

Der Fruehling kommt

Die Tage in der Colwill RD vergehen wie im Fluge. Es steht mal wieder eine Entscheidung an, denn am Donnerstag zieht Jakob aus dem Haus aus und fliegt zurück nach Hause. Ron hat mir angeboten, erst einmal weiter im Haus wohnen zu bleiben, bis er neue Mieter gefunden hat, doch ein Tapetenwechsel würde mir, glaub' ich, ganz gut tun. Von dem Laden habe ich seit meinem Vorstellungsgespräch letzte Woche Mittwoch nichts mehr gehört, hat sich wohl erledigt. Im Restaurant arbeite ich inzwischen nur noch so wenig Stunden, dass ich zwar meine Miete bezahlen und mir Essen kaufen kann, aber zum Sparen komme ich nicht mehr. Meine anderen Bewerbungen und Praktikumsanfragen sind auch alle im Sande verlaufen, ich scheine im Moment einfach kein glückliches Händchen mit der Arbeitssuche zu haben, was heißt "im Moment", eigentlich schon seit meinem Uniabschluss, aber ich sage jetzt lieber nicht, wie lange der schon zurück liegt. Aus reiner Verzweiflung recherchiere ich inzwischen mehrmals täglich auf der Internetseite der BBH-Jugendherbergen nach Jobangeboten in den Jugendherbergen. Kostenlose Unterkunft für ein paar Stunden Arbeit an der Rezeption ist doch besser als nichts. Muss ich nur noch ein nettes Hostel für mich finden. Am interessantesten klingen ein Hostel in Rotorua, in Oamaru und in Napier. Laut meinem Reiseführer soll die Sonne am häufigsten in Napier scheinen. Mmh, das hört sich doch nach monatelangem Regen & wolkenbedecktem Himmel in Auckland sehr einladend an. Und Napiers Stables Lodge ist auch willig, mich für August anzustellen. Perfekt!
Den Mittwoch verbringen wir damit, das Haus von oben bis unten zu putzen und die wenigen Möbel, die Jakob sein eigen nennt, vor das Haus zu tragen. Abends wollen wir Jakobs letztes Abendessen in Neuseeland mit Fish & Chips feiern, aber als wir endlich loskommen, sind die traditionellen Schnellimbisse schon geschlossen, so dass wir letzenendes bei Kentucky Fried Chicken einkehren und uns statt frittierten Fisch frittierte Hähnchenteile mit Pommes holen, muss auch mal sein.

Unser ganzes Hab und Gut

Der Donnerstagmorgen rückt schneller heran als gedacht und ich entschließe mich spontan dazu, mit Jakob und Jack zum Flughafen zu fahren. Beide verlassen Neuseeland mit einem weinenden und einem lachenden Auge, schließlich haben beide ihre Familien und Freunde schon seit einer kleinen Ewigkeit nicht mehr gesehen. Jakob ist zudem ziemlich angespannt, weil seine Aufenthaltserlaubnis schon seit einigen Jahren abgelaufen ist. Jack besitzt seit langem zwar auch keine Aufenthaltserlaubnis mehr, aber er ist eher traurig, weil er Michelle, seine Freundin seit ein paar Tagen, zurücklassen muss. So fallen beim Abschied am Flughafen schon ein paar Tränchen und ich muss daran denken, wie es wohl sein wird, wenn ich nach meinem Aufenthalt in Neuseeland wieder in ein Flugzeug in Richtung Heimat steige.

Jack & Jakob


Nachdem wir uns von den Jungs verabschiedet haben, ist Michelle so nett, mich nicht nur mit dem Auto wieder mitzunehmen sondern sogar vor dem Museum abzusetzen. Ich wollte mich nicht einfach aus dem Staub machen, ohne Abschied von meinen freiwilligen Mitarbeiter-Kameraden zu nehmen, und ein letztes Mal segele ich auf der Ted Ashby mit.

Am Samstag nach der Arbeit schmeißen die Leute vom Restaurant sogar ein kleines Abschiedsfest für mich. Moire, die am Anfang so biestig zu mir war, stellt uns 300 Dollar zur Verfügung, die wir vertrinken dürfen. Ich glaube, meine neuseeländischen Arbeitskollegen sind wegen der Aussicht auf Freigetränke auch so zahlreich erschienen und nicht etwa weil sie mich furchtbar vermissen werden :). Da ich am Sonntag jedoch lieber früher als später aufbrechen möchte, halte ich mich mit dem Alkohol etwas zurück, schließlich will ich auch nicht bereits vor meiner ersten großen Autofahrt einen Unfall auf dem kurzen Nachhauseweg bauen.

Donnerstag, 23. Juli 2009

Mein erstes eigenes Auto

Ich bin jetzt stolze Besitzerin meines ersten eigenen Autos! Ja, ja! Hätte zwar nie gedacht, dass dieser Tag einmal kommen würde, aber man sollte niemals nie sagen! Und für jemanden, der überhaupt keine Ahnung von Autos, Bremsbeläge, Reifen, Ölwechsel und Motoren hat, habe ich mit meinem Kauf gar nicht so viel verkehrt gemacht, glaube ich zumindest (und hoffe ich inständig).
Seit meiner ersten Übungsfahrt im Shakespear Regional Park bin ich ein paar Mal von der Arbeit nach Hause gefahren und habe noch keine Kratzer verursacht oder gar Unfälle gebaut. Sellwyn hat mir einmal sogar seinen schwarzen BMW anvertraut, doch, ehrlich gesagt, war ich sehr froh, als ich nicht mehr hinter dem Steuer saß. Bei dem BMW handelt es sich nämlich um ein Automatik-Auto und, überraschenderweise, bin ich damit nicht so gut klar gekommen. Und da Jakob nun endgültig nach Hause zurück fliegt und die Verlockung, ein eigenes Auto zur Verfügung zu haben und unabhängig zu sein, mit jeder langwidrigen Busfahrt größer wurde, habe ich mich nach langem Überlegen dazu durchgerungen, ihm das Auto abzukaufen. Ein besseres Angebot hätte ich wahrscheinlich nicht gefunden, zumal ich das Auto jetzt ja auch schon eine kleine Weile kenne und es uns noch nie im Stich gelassen hat.
Jetzt steht einem Roadtrip in waschechter Backbacker Manier eigentlich nichts mehr im Wege und wenn aus dem Verkaufsjob doch nichts werden sollte, werde ich wohl meine Zelte in Auckland abbauen und zu neuen Ufern aufbrechen. Falls ich mich traue, wohl bemerkt.

nun meins


Mittwoch, 22. Juli 2009

Die Arbeitssuche geht weiter


Vor einer kleinen Ewigkeit habe ich mich bei einem Fachhandelsgeschäft für Geschirr und Küchengeräte als Verkäuferin beworben und heute findet mein Vorstellungsgespräch dafür statt! Eigentlich hatte ich den Laden schon abgeschrieben, da ich in letzter Zeit nur Absagen kassiere. Ich hatte, zum Beispiel, die Hoffnung gehegt, bei dem Kunstfestival in Christchurch mitarbeiten zu können. Nix da, ausgerechnet dieses Jahr wurden die Leute vom Festival geradezu mit Bewerbern überrannt und ich gehöre leider nicht zu den Auserwählten, die im aufgebauten Icedom Eintrittskarten verkaufen und Schlittschuhe ausleihen dürfen. Weil mir die Erfahrung fehlt. Freilich, Tickets zu verkaufen und die richtigen Schlittschuhe für die Besucher auszusuchen, stellen komplizierte Aufgaben dar, für die man unbedingt Vorkenntnisse benötigt. Pah! Auch das Goethe Institut in Wellington, bei dem ich mich für ein unbezahltes Praktikum beworben hatte, erteilte mir eine Abfuhr, genau wie die in Auckland ansässigen Verlagshäuser, die Stiftungen, die Kulturinstitute und die Museen. Ich hätte nie gedacht, dass es hier so schwierig sein wird, ein Praktikum zu finden, ganz zu schweigen von einem halbwegs vernünftigen Job. Aber vielleicht wendet sich ja das Blatt jetzt für mich. So weit ich es beurteilen kann, verlief das Vorstellungsgespräch ganz OK. Zunächst wurde mir erst einmal ausführlich der Laden, seine Produkte und die mit der Arbeit verbundenen Aufgaben erklärt. Anschließend wurden mir genau drei Fragen gestellt: warum ich nach Neuseeland gekommen bin, ob mir Neuseeland gefällt und ... an die dritte Frage kann ich mich schon gar nicht mehr erinnern, aber ich weiß noch so viel, dass sie meine Qualifikationen und meine eigentlich fehlenden Verkaufskenntnisse nicht zum Gegenstand hatte. Doch bevor ich dort zu arbeiten anfangen kann, muss ich natürlich erst wieder einen Probearbeitstag überstehen. Ich werde berichten, wie es weitergeht!

Donnerstag, 9. Juli 2009

Eine Übungsfahrt im Shakespear Regional Park



Heute ist ein schöner Tag für meine erste Übungsfahrtstunde in einem neuseeländischen Auto! Ich habe frei, keine Wolke ist am Himmel zu sehen, die Sonne strahlt und es ist schön warm, viel zu schade, um den Tag drinnen im Haus zu verbringen und ideal für ein wenig Fahrtunterricht! Da ich schon seit Jahren nicht mehr hinter dem Steuer gesessen habe und uns leider kein europäisches Auto zur Verfügung steht, kommen die üblichen Straßen in der Stadt für meine ersten Fahrtversuche in Neuseeland natürlich nicht in Frage. Große, leere Parkplätze oder einsame, breite Landstraßen müssen her! Kein leichtes Unterfangen, fündig zu werden, wenn man sich in der Gegend nicht wirklich auskennt, und unser Plan, im Wald zu üben, fällt ins Wasser, als wir auf dem Weg dorthin feststellen müssen, dass alle Waldwege abgesperrt sind.
Doch weil der Tag so schön ist und ich das sonnige Wetter ausnutzen will, schlage ich nach eingängigem Studium des Autoatlases vor, einen Abstecher zum Shakespear Regional Park im Norden Aucklands zu machen. Immerhin habe ich schließlich jahrelang englische Literatur studiert. Der Park wurde jedoch nicht, wie man annehmen könnte, nach dem berühmten Dramatiker sondern nach einer Familie, die auf diesem Gelände einstig wohnte, benannt. Er befindet sich direkt neben einem Übungsgelände der neuseeländischen Armee und zu Zeiten des Zweiten Weltkrieges wurden hier Forschungen zu Massenvernichtungswaffen durchgeführt. Heute beherbergt der Park allerdings viele Pfaue, Schafe und im Frühjahr auch kleine Lämmchen.
Als ich schließlich doch noch meine ersten Fahrtversuche im fast menschenleeren Park unternehme, muss ich aufpassen, nicht einen Pfau, die auch nicht vor den Straßen Halt machen, aus Versehen über den Haufen zu fahren. Aber ich und mein linker Arm stellen sich gar nicht so dumm an, ich würge das Auto kein einziges Mal ab und ecke auch nicht am Zaun an, worauf ich sehr stolz bin :)! Die ganze Strecke zurück zu fahren, traue ich mir dann aber doch noch nicht zu.