Dienstag, 15. Dezember 2009

Zimmermädchen gesucht


Mein neues Zuhause für die nächsten Monate wird das Franz Josef Gletscher Dorf an der Westküste sein. Die Fahrt hierher haben mein scheibenloses Auto und ich gut überstanden. Zuerst suche ich in Franz Josef das Motel auf, welches ich von nun an blitzblank putzen soll. Die Besitzer Anne und Richard und ihr Hund Tess nehmen mich mit offenen Armen auf. Zur Zeit beschäftigen sie die aus Nelson stammende Kama, die Engländerin Ella, die Französin Isabelle sowie Tracy und Florence aus China. Isabelle, Tracy und Florence haben ihre drei Monate geschafft und werden nächste Woche zu neuen Ufern aufbrechen. Als einzige Festangestellte schmeißt Kama den Laden mit seinen sechzehn Zimmern schon seit einem Jahr, Ella dagegen wird im Januar ebenso weiterreisen. Wir Putzteufel wohnen alle zusammen in einem Haus, zwei Leute teilen sich ein Zimmer, aber es gibt zwei Bäder, einen DVD-Player und einen Fernseher mit vielen Sendern.

Das 58 on Cron Motel

Tess

Als Dankeschön für die gute Leistung laden Anne und Richard die Mädchen am Sonntagabend zum Essen ein. Auch wenn ich den Putzlappen noch nicht geschwungen habe, darf ich natürlich nicht fehlen. Die beiden befinden sich in größter Spendierlaune: Den Auftakt bildet ein üppiger Vorspeisenteller, die Hauptgerichte fallen riesig aus und jeder kann sich auch noch ein süßes Dessert aussuchen. Danach fühle ich mich gar nicht gut.

Ella, Kama, Florence, Tracy, Isabelle, Richard, Anne, Chelsea & ich

Da sie noch Ersatz für Florence und Tracy benötigen, preise ich ihnen Sebastian, dessen Jobsuche in Christchurch sehr, sehr schleppend läuft, an und lobe ihn in den höchsten Tönen. Nach anfänglichen Zögern und erfolgloser Zimmermädchensuche lassen sie sich nach einer Woche schließlich breit schlagen, ihn auch anzustellen. Sie hatten befürchtet, dass von den anderen Mädels keine mit ihm ein Zimmer teilen möchte, dabei war für mich eigentlich klar, dass er in meines ziehen würde.
Zwei Tage später steht er bereits auf der Matte, muss jedoch erst einmal im Motel wohnen, weil im Haus noch kein Platz für ihn ist. Was vielleicht ganz gut ist, wenn er nämlich das Haus zuerst gesehen hätte, wäre er bestimmt auf der Stelle wieder umgekehrt. Sogar ich musste erst einmal schlucken, als ich hier eingezogen bin. Das Bad sah wirklich schlimm aus! Die Fenster wurden vermutlich schon seit Jahren nicht mehr geputzt und das Wohnzimmer mit der Küchenecke könnte man auch mit einer Rumpelkammer verwechseln.

Unser Zimmer



Das Oachkatzl lebt auch noch!

Da wir nur morgens mit den Staubwedeln durch die Zimmer wirbeln, klappere ich am Montag gleich die Restaurants, Cafés und wenigen Geschäfte, die es in Franz Josef gibt, ab, habe jedoch kein Glück. Aber es gibt einen Hoffnungsschimmer: Tracy und Florence haben abends noch im Alice May Restaurant gearbeitet und da werden jetzt ja zwei Stellen frei. Die Managerin June ist total unkompliziert, sie fragt mich nur, ob ich schon einmal gekellnert habe und wie viele Tage in der Woche ich arbeiten möchte, ohne einen Blick auf meinen Lebenslauf zu werfen. So schnell kann das manchmal doch gehen, nach einer Probestunde habe ich einen zweiten Job in der Tasche!

Das Alice May & meine "tolle" Arbeitskleidung


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen