Donnerstag, 11. Juni 2009

Aus dem Leben einer Profikellnerin, ha, ha


Inzwischen sind seit meinem ersten Arbeitstag als Kellnerin schon fast zwei Wochen vergangen und ich lebe noch! Gerade so. Nein, alles ist OK und ich habe die ersten Tage gut überstanden. Aller Anfang ist natürlich nicht leicht, es gab und gibt immer noch viel zu lernen, aber die anderen Angestellten haben mich mit offenen Armen empfangen. Neben Sam, Vicki, Rachel P., Jasmine, Annemeike, Lily, die auch im Origins kellnern und köstliche Kaffee- und Kakaokreationen herzaubern können, und zahlreichen Köchen und Küchenjungen passen Lambert, Rachel, Moire und Janice als Schichtleiter darauf auf, dass alles seinen geordneten Gang läuft und der Rest der Belegschaft nicht das Essen versalzt oder anderen Unsinn verzapft. Wie gesagt, alle sind echt nett und sehr hilfsbereit außer Moire, sie ist etwas biestig und auch ein wenig unheimlich. Leider arbeitet sie bereits seit fünf Jahren im Origins und hat somit das größte Sagen unter den Schichtleitern. Zum Glück wechseln sie sich immer ab, so dass ich sie nur selten antreffe und nicht jeden Tag ertragen muss. Und die Gäste sind auch herzallerliebst! Total freundlich und sehr geduldig mit einer deutschen, so gut wie unerfahrenen Kellnerin, die manchmal die Gerichte durcheinander bringt, bei den vielen Weinsorten nicht durchsieht und auch nach einem Monat in Neuseeland nicht immer gleich alle Wünsche versteht. Desgleichen habe ich die Kasse noch nicht vollständig durchschaut. Im Origins wird nämlich nicht am Tisch sondern beim Verlassen des Restaurants am Eingangstresen bezahlt. Und dann gibt es da noch die kryptischen "Kennwörter" für alle Speisen und Getränke, die sich mein Gehirn nervigerweise nur sehr langsam merken will. Selbstverständlich sind mir auch schon Sachen umgekippt und heruntergefallen - zwei volle Wasserflaschen und ein Glas Mousse au Chocolate, zum Glück bekam kein Gast und nur ich etwas ab. Bierflaschen und ich werden wohl nie Freunde werden und vorgestern habe ich eine Salatspur durch das ganze Restaurant hinterlassen. Oh, und nicht zu vergessen, ich zähle endlich zu den pflichtbewußten Steuerzahlern und habe auch schon mein erstes Gehalt erhalten!
Ja, habe also zwei ereignisreiche Wochen hinter mir. Ich muss gestehen, dass es auch schon einen kleinen emotionalen Zusammenbruch gab. Vor lauter Aufregung und Nervosität habe ich in der letzten Woche eher schlecht als recht geschlafen und unpraktischerweise verwandelt mich Schlafmangel in ein übel gelauntes, nah am Wasser gebautes Nervenbündel, worauf ich überhaupt nicht stolz bin und mir in diesen Momenten am liebsten selber aus dem Weg gehen würde. Letzte Woche Mittwoch war es mal wieder so weit und die Folgen fehlenden Schlafes schlugen erbarmungslos zu. Der Tag fing bereits miserabel an, als ich mich am Vormittag über die Steuerbehörde ärgerte, da sie mich einfach immer wieder aus der überfüllten Telefonleitung warf. Abends erreichte meine Stimmung dann einen Tiefpunkt, als ich erst einem Besucher eine falsche Angabe zu einem Gericht machte (wobei ich zu meiner Verteidigung sagen muss, dass die blöde Speisekarte nicht ganz vollständig ist und ich leider kein fotografisches Gedächtnis besitze) und ich dann, zum wiederholten Male, von Moire darauf hingewiesen wurde, dass ich doch bitte die Abkürzungen verwenden und die Speisekarte auswendig lernen sollte. Erst machte sich Wut in mir breit, doch bevor ich mich versehen konnte, kullerten mir auch schon verräterische Tränen übers Gesicht. Blöder Mist! Moire entschuldigte sich zwar gleich bei mir und Jasmine stellte mir zur Aufmunterung eine heiße Schokolade vor die Nase, furchtbar unangenehm war es mir aber trotzdem furchtbar und insgeheim nahm ich mir vor, weiterhin nach etwas Anderem Ausschau zu halten. Am gleichen Abend ertappte ich Moire dabei, wie sie selber ein Gericht mit einem anderen verwechselte. Natürlich habe ich ihren Patzer mit einem verständnisvollem Lächeln quittiert und nichts weiter dazu gesagt.
Ja, es ist wirklich viel passiert in den letzten beiden Wochen. Gestern und heute hatte ich frei, morgen geht es weiter. Mal sehen, was die neue Woche so alles mit sich bringen wird.

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