Montag, 30. November 2009

Akaroa - französisches Flair auf der Banks Peninsula

Vivre la France...

... auf der Banks Peninsula

Bevor wir die letzten Tage in Christchurch verbringen, besuchen wir Akaroa auf der Banks Peninsula, welche ohne zwei Vulkanausbrüche nicht existieren würde. Benannt wurde sie nach dem Naturwissenschaftler Sir Joseph Banks von niemand geringerem als James Cook, der die Halbinsel jedoch irrtümlich für eine Insel hielt. 1838 kaufte der Franzose Jean Langlois sie von den Maoris ab und mit Unterstützung der französischen Regierung brachen 1840 63 seiner Landesgenossen auf, um hier ein neues Leben zu beginnen. Nur wenige Tage vor deren Ankunft hissten britische Regierungsbeamte ihre Flagge bei Akaroa, um einen britischen Anspruch auf das Land geltend zu machen. Dies hielt die französischen Neuankömmlinge jedoch nicht davon ab, sich in Akaroa niederzulassen, 1849 aber verkauften sie ihren Landtitel an die New Zealand Company. Noch heute kann man ihn Akaroa die Nachfahren der damaligen Glücksjäger antreffen und in den Cafés frisch gebackene Croissants in einen Café au Lait tunken.

Akaroa




Nach unserer Ankunft schlendern wir durch das mit Blumen geschmückte Städtchen, doch mit uns ist nicht mehr viel los und schon recht früh verkriechen wir uns in unsere Betten. Den Sonntag beginnen wir mit einem Schiffsausflug entlang des Hafens und bekommen viele Hektor-Delphine zu Gesicht. Als wir den kleinsten und seltensten Delphinen der Welt dabei zu schauen, wie sie mit unserem Schiff ein Rennen veranstalten, bekomme ich Lust auf mehr. In Akaroa kann man nämlich auch mit ihnen zusammen schwimmen und als wir wieder an Land sind, kaufen wir uns sofort Tickets für Morgen. Den Rest des Tages verbringen wir faulenzend in unserem Zimmer.

Delphine!



Bevor es am Montagnachmittag weiter nach Christchurch geht, werden wir zuerst in Tauchanzüge gesteckt und dann ins kalte, sehr kalte Wasser zu den Delphinen geworfen. Meine tolle Idee von gestern fühlt sich gar nicht mehr so toll an, das Wasser kriecht mir in den Anzug und frierend versuche ich mich über Wasser zu halten. Da ich meine Brille lieber im Boot gelassen habe – ich besitze ja nur die eine und ohne sie wäre ich echt aufgeschmissen – kann ich die um uns schwimmenden Delphine nicht einmal erkennen. Nach etwa zehn Minuten habe ich genug und lasse mich vom Boot wieder aufsammeln. Stefan besitzt mehr Durchhaltevermögen und kehrt als einer der letzten zum Boot zurück. Im Boot bekommt jeder einen heißen Kakao eingeschenkt, aber mir ist inzwischen so kalt, dass meine Zähne sich auf Klappermodus umgestellt haben und ich eigentlich nur noch so schnell wie möglich zurück zu meinen warmen Sachen will.

Stefan und ich in unserer Schwimmausrüstung


Kalt, kalt, kalt.

Donnerstag, 26. November 2009

Die Ostküste: Dunedin & Oamaru


Wie der gälische Namen schon verrät, wurde Dunedin 1848 von schottischen Einwanderern gegründet und die Stadt glänzt mit seinen schottischen Wurzeln. Das Bahnhofsgebäude und die Otago Universität, die älteste des Landes, stechen aus der Vielzahl von eleganten viktorianisches Steinhäusern besonders hervor. Als wir am 25. November gegen Mittag in dieser schottischen Hochburg ankommen, werden wir sogar mit schottischen Wetterverhältnissen begrüßt: der Himmel ist mit dicken, grauen Wolken überzogen und ein kräftiger Wind sorgt für Gänsehaut. So bummeln wir nur ein wenig durch die Innenstadt, bevor wir zu unserem Hostel, welches bei Port Chalmers liegt, aufbrechen. Abends legen wir uns, in der Hoffnung einen Blick auf die hier nistenden Pinguine zu erhaschen, am Strand auf die Lauer, doch wir sind, glaub' ich, etwas zu spät dran.

Das Bahnhofsgebäude von außen...

...und von innen

Hier hätte ich auch gern studiert - die Otago Universität

St. Paul's Cathedral

Ein echter Geheimtip: das Billy Browns Hostel



Abends am Strand.


Die Otago Peninsula

Dunedin bezeichnet sich selber nicht nur gern als das "Edinburgh des Südens", sondern bildet auch das Tor zur Otago Peninsula. Mit den hier ansässigen Albatrossen, Zwergpinguinen, Pelzrobben und Seelöwen bringt die Otago Halbinsel die Augen von Tierliebhabern regelmäßig zum Funkeln. Bevor wir unsere Reise in den Norden fortsetzen, besuchen wir das Schloss Larnach, Neuseelands einziges Schloss, welches mit seinem imposanten Turm stolz über die Halbinsel residiert. Der Bankier William Larnach ließ das pompöse Herrenhaus 1871 für seine Frau erbauen, doch sie starb leider einige Jahre später. Nachdem auch seine zweite Frau verstarb, seiner dritten Frau eine Affäre mit seinem Stiefsohn nachgesagt wurde und er sein ganzes Vermögen durch einen Bankencrash verlor, beschloss der leidgeprüfte Larnach seinem Leben ein Ende zu setzen und erschoss sich im Parlament mit seiner Pistole. Tragisch, tragisch. Dass die Öffentlichkeit das Schloss heutzutage besuchen kann, ist der Familie Barker zu verdanken, welche den heruntergekommenen Landsitz 1967 erwarb und ihn liebevoll wieder herrichtete.

Das Larnach Schloss



Im Schlossgarten sind die bekannten Figuren aus Lewis Carrolls Klassiker "Alice im Wunderland" versteckt und nachdem wir vergebens die gestreifte Katze gesucht haben, schwingen wir uns wieder hinters Lenkrad und brausen die Autobahn entlang. Zwischen Dunedin und Christchurch befindet sich das Städtchen Oamaru, in dem wir zwei Nächte bleiben wollen. Dreißig Kilometer vor Oamaru ziehen etwa fünfzig Steinkugeln, die Mouraki Boulders, jeden Tag zahlreiche Schaulustige, uns eingeschlossen, an.

Die Grinsekatze aus Alice im Wunderland, die wir nur mit Hilfe eines Parkwächters finden konnten.

Blick vom Schlossturm

Die Moeraki Boulders

Oamaru

Oamaru ist vor allem für seine kleinen Pinguine bekannt. Dabei fährt es mit seiner für Neuseeland aus der Rolle fallenden Architektur und seinen farbenprächtigen Gärten noch andere schwere Geschütze auf. Im 19. Jahrhundert scheffelte die Stadt mit der Verschiffung von Kühlfleisch ordentlich Geld, was sie, unter anderem, in stilvolle Gebäude aus Kalkstein umsetzte. Heute beherbergen die kunstvoll verzierten Bauten schicke Boutiquen, edle Galerien, reizende Kunsthandwerksgeschäfte und versteckte Krimskramsläden.








In Oamaru können einem gleich zwei Pinguinarten über dem Weg laufen. Die sehr scheuen Gelbaugenpinguine nisten am "buschigen" Strand im Süden der Stadt und kehren am späten Nachmittag zu ihren Nestern zurück. Ihre blauen Verwandten haben sich dagegen ausgerechnet einen alten Steinbruch am Hafen als Wohnplatz ausgesucht. Mithilfe von Naturschützern wurde 1992 eine Einrichtung zum Schutz der Pinguinenkolonie ins Leben gerufen, das alte Hafengelände von Müll befreit und mit Büschen, Mutterboden und Nistkästen pinguinfreundlich hergerichtet. Mit Erfolg, die Zahl der Kolonie konnte wesentlich aufgepäppelt werden, so dass heutzutage auf dem Gelände inzwischen über 250 Paare ihre Kleinen aufziehen. Als wir am Abend vor dem Besucherzentrum auf die Tiere im blauen Frack warten, erspäht Stefan plötzlich ein bekanntes Gesicht aus seiner Schulzeit und nicht nur das, sein alter Schulkamerad übernachtet mit seinem Kumpel sogar im gleichen Hostel. Die Welt ist ein Dorf!

Vorsicht Pinguine!

Die seltenen und scheuen Gelbaugenpinguine


Oamarus Hafen, das Zuhause der Zwergpinguine

Dienstag, 24. November 2009

Die Stadt des Grauens & die Catlins



Es gibt schöne Städte, unschöne Städte und dann existiert da noch Invercargill, einen trostloseren und hässlicheren Ort habe ich noch nicht gesehen. Nach der mit Kleinstädten gepflasterten Westküste habe ich mich ja auf Invercargill gefreut, aber nichts da, man kann Invercargill einfach nur als schlimm beschreiben. Wie eine typische amerikanische Stadt im Schachbrettmuster angelegt, beherbergt Invercargill als südlichste Stadt Neuseelands sogar 50 000 Einwohner, aber sogar amerikanische Städte versprühen mehr Charme als diese Ansammlung von tristen Gebäuden.
Meine Laune sinkt in den Keller, als wir in Invercargill unser Hostel suchen, eine Straße schauderhafter als die andere aussieht und sich meine Shoppingpläne vor meinen Augen in Luft auflösen. Von Te Anau führt die "Southern Scenic Route" über Invergarcill bis nach Dunedin und wieder einmal werden viele Sehenswürdigkeiten entlang der Strecke versprochen, falls Langeweile während der Fahrt aufkommen sollte. Ich hätte gern einen Abstecher zu dem irgendwo im Niemandsland liegenden, gut versteckten Mt. Burns und dem tiefsten See Neuseelands, dem Hauroko See, unternommen, unser schnell abnehmende Benzinbestand macht uns jedoch einen Strich durch die Rechnung und eine Tankstelle ist weit und breit nicht in Sicht. Etwas enttäuscht legen wir einen Halt an einem Strand ein, wo uns der Sand nur so um die Ohren fliegt. Etwas weiter südlicher entdecken wir die winzige Monkey Island und Stefan ist sogar so mutig, sich in die Fluten zu stürzen.

Wenn der Wind nicht so kräftig wehen würde, fänd' ich es ganz schön hier.


Ich bei meiner Lieblingsbeschäftigung.

Die "Affeninsel"

Stefan nimmt ein erfrischendes Bad im Ozean.

In unserem Hostel in Invercargill läuft mir doch glatt Simone, die Leidensgenossin aus Napier, über den Weg. Eigentlich wollten wir in der Stadt auch nett Essen gehen, aber dieses Vorhaben lassen wir gleich fallen, als wir zum Supermarkt fahren und von der Fürchterlichkeit der Häuser überwältigt werden.

Die Catlins - einsame Strände, so weit das Auge reicht.


Zwischen Invercargill und Dunedin befinden sich die Catlins, eine dünn besiedelte Küstenregion, deren einsame Sandstrände zum Faulenzen und Sonnenbaden einladen. Laut Simone müssen wir unbedingt im Strandhaus-Hostel übernachten, welches, wie sein Name verrät, direkt am Strand liegt. Am Dienstag können wir der Stadt, welche sogar Keith Richards erschauern ließ, nicht schnell genug entfliehen und brechen sofort nach unserem Frühstück auf. Unseren ersten Halt entlang der Southern Scenic Route legen wir am Waipapa Point ein. Der hier stehende Leuchtturm wurde 1884 errichtet, nachdem drei Jahre zuvor ein schweres Schiffsunglück 131 Menschen das Leben kostete.

Der Waipapa Point

Die stürmische See hat schon manches Schiffsunglück auf dem Gewissen.

Als nächstes steuern wir den Slope Point an, der den südlichsten Punkt Neuseelands darstellt. Das von Simone empfohlene Hostel liegt bei der Curio Bay, nur wenige Meter vom 160 Mio. Jahre alten "Versteinerten Wald" entfernt. Den Abschluss des Tages bilden die Purakaunui Wasserfälle und das Kap am sogenannten "Nugget Point".

Das Catlins Beach House Hostel: der Strand ist inklusive.

Der versteinerte Wald


Nur noch 4803 km bis zum Südpol.

Einfach dem Pfeil folgen.

Interessante Felsformationen am Nugget Point


Die Purakaunui Wasserfälle

Zur gleichen Zeit versucht Matthias Sebastian umzubringen, als er beim Autofahren einfach rote Ampeln übersieht und das Navi ignoriert. Bei seinem Fahrstil ist es ein Wunder, dass sie es heile von Kaikoura nach Christchurch geschafft haben, dort erwartet sie allerdings mit dem Chester Street Backpackers eine Jugendherberge des Grauens: statt ihres gebuchten Doppelzimmers bekommen sie nur ein Zimmer mit zwei Einzelbetten, die Dusche gleicht einem Mauseloch und ihre Mitbewohner legen seltsame Verhaltensweisen an den Tag. So hatten sie sich ihre letzten gemeinsamen Tage und Nächte in Neuseeland aber nicht vorgestellt.

Sie leben noch.