Dienstag, 24. November 2009

Die Stadt des Grauens & die Catlins



Es gibt schöne Städte, unschöne Städte und dann existiert da noch Invercargill, einen trostloseren und hässlicheren Ort habe ich noch nicht gesehen. Nach der mit Kleinstädten gepflasterten Westküste habe ich mich ja auf Invercargill gefreut, aber nichts da, man kann Invercargill einfach nur als schlimm beschreiben. Wie eine typische amerikanische Stadt im Schachbrettmuster angelegt, beherbergt Invercargill als südlichste Stadt Neuseelands sogar 50 000 Einwohner, aber sogar amerikanische Städte versprühen mehr Charme als diese Ansammlung von tristen Gebäuden.
Meine Laune sinkt in den Keller, als wir in Invercargill unser Hostel suchen, eine Straße schauderhafter als die andere aussieht und sich meine Shoppingpläne vor meinen Augen in Luft auflösen. Von Te Anau führt die "Southern Scenic Route" über Invergarcill bis nach Dunedin und wieder einmal werden viele Sehenswürdigkeiten entlang der Strecke versprochen, falls Langeweile während der Fahrt aufkommen sollte. Ich hätte gern einen Abstecher zu dem irgendwo im Niemandsland liegenden, gut versteckten Mt. Burns und dem tiefsten See Neuseelands, dem Hauroko See, unternommen, unser schnell abnehmende Benzinbestand macht uns jedoch einen Strich durch die Rechnung und eine Tankstelle ist weit und breit nicht in Sicht. Etwas enttäuscht legen wir einen Halt an einem Strand ein, wo uns der Sand nur so um die Ohren fliegt. Etwas weiter südlicher entdecken wir die winzige Monkey Island und Stefan ist sogar so mutig, sich in die Fluten zu stürzen.

Wenn der Wind nicht so kräftig wehen würde, fänd' ich es ganz schön hier.


Ich bei meiner Lieblingsbeschäftigung.

Die "Affeninsel"

Stefan nimmt ein erfrischendes Bad im Ozean.

In unserem Hostel in Invercargill läuft mir doch glatt Simone, die Leidensgenossin aus Napier, über den Weg. Eigentlich wollten wir in der Stadt auch nett Essen gehen, aber dieses Vorhaben lassen wir gleich fallen, als wir zum Supermarkt fahren und von der Fürchterlichkeit der Häuser überwältigt werden.

Die Catlins - einsame Strände, so weit das Auge reicht.


Zwischen Invercargill und Dunedin befinden sich die Catlins, eine dünn besiedelte Küstenregion, deren einsame Sandstrände zum Faulenzen und Sonnenbaden einladen. Laut Simone müssen wir unbedingt im Strandhaus-Hostel übernachten, welches, wie sein Name verrät, direkt am Strand liegt. Am Dienstag können wir der Stadt, welche sogar Keith Richards erschauern ließ, nicht schnell genug entfliehen und brechen sofort nach unserem Frühstück auf. Unseren ersten Halt entlang der Southern Scenic Route legen wir am Waipapa Point ein. Der hier stehende Leuchtturm wurde 1884 errichtet, nachdem drei Jahre zuvor ein schweres Schiffsunglück 131 Menschen das Leben kostete.

Der Waipapa Point

Die stürmische See hat schon manches Schiffsunglück auf dem Gewissen.

Als nächstes steuern wir den Slope Point an, der den südlichsten Punkt Neuseelands darstellt. Das von Simone empfohlene Hostel liegt bei der Curio Bay, nur wenige Meter vom 160 Mio. Jahre alten "Versteinerten Wald" entfernt. Den Abschluss des Tages bilden die Purakaunui Wasserfälle und das Kap am sogenannten "Nugget Point".

Das Catlins Beach House Hostel: der Strand ist inklusive.

Der versteinerte Wald


Nur noch 4803 km bis zum Südpol.

Einfach dem Pfeil folgen.

Interessante Felsformationen am Nugget Point


Die Purakaunui Wasserfälle

Zur gleichen Zeit versucht Matthias Sebastian umzubringen, als er beim Autofahren einfach rote Ampeln übersieht und das Navi ignoriert. Bei seinem Fahrstil ist es ein Wunder, dass sie es heile von Kaikoura nach Christchurch geschafft haben, dort erwartet sie allerdings mit dem Chester Street Backpackers eine Jugendherberge des Grauens: statt ihres gebuchten Doppelzimmers bekommen sie nur ein Zimmer mit zwei Einzelbetten, die Dusche gleicht einem Mauseloch und ihre Mitbewohner legen seltsame Verhaltensweisen an den Tag. So hatten sie sich ihre letzten gemeinsamen Tage und Nächte in Neuseeland aber nicht vorgestellt.

Sie leben noch.

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