Montag, 3. August 2009

Gefährliches Pflaster Napier


Laut Kate, welche zur Zeit noch zusammen mit Daniel an der Rezeption arbeitet, sollen zwei berühmt-berüchtigte neuseeländische Gangs - die Black Powers und die Mongrel Mobs - auch in Napier ihr Unwesen treiben und die Jugendherberge befände sich zwar auf der sicheren Seite der Bahngleise aber nach Einbruch der Dunkelheit sollte man sich von den südlichen Stadtvierteln lieber fernhalten. Schon in Auckland haben mir meine Restaurantkollegen erzählt, dass es in meiner Wohngegend sogenannte Tinny-Häuser/Marihuanaoasen geben und der Drogenhandel blühen soll. Langsam aber sicher gerät mein Bild über dieses von vielen Reiseliebhabern hochgelobte und von so netten Leuten bewohnte Naturparadies gehörig ins Wanken.


Laut meines Reiseführers bildet Napier nicht nur die sonnenverwöhnteste sondern auch die größte Stadt der Hawkes Bay und bezaubert ihre Besucher besonders durch die vielen im Art Déco-Stil gebauten Häuser, die angenehme Küstenlage, die zahlreichen, charmanten Cafés und die umliegenden Weingüter. Napiers Vergangenheit ist eng an die Entwicklung des Hafens geknüpft. Nachdem James Cook 1769 an der Bucht vorbeisegelte, verdingten sich viele Walfänger hier ihren Lebensunterhalt. Mit dem Einzug der Schafszucht erlebte der Hafen eine weitere Blütezeit, doch als der Boden nichts mehr hergab, schlief zu Beginn des 20 Jahrhunderts auch die Entwicklung der Stadt mehr oder weniger ein. Mitten in der weltweiten Wirtschaftsflaute der Dreißiger Jahre erschütterte und zerstörte eines der schwersten Erdbeben, welches Neuseeland jemals treffen sollte, den Küstenort am 3. Februar 1931. Das Zentrum der Stadt lag komplett in Schutt und Asche und 258 Menschen kamen ums Leben. Trotz Wirtschaftskrise verzagte die Stadt nicht, im Gegenteil, sie nutzte die Gelegenheit, um einen Neuanfang zu wagen: die Straßenbahn wurde vom Stadtbild verbannt, die Telefonleitungen unterirdisch verlegt und die Häuser im damals beliebten Art Déco-Stil wieder aufgebaut. Somit bildet Napier heute neben Miamis South Beach die am besten erhaltene Art Déco-Stadt der Welt.

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