Samstag, 16. Mai 2009

Hoher Wellengang am Muriwai Beach

Nachdem gestern Krisenstimmung herrschte, wendet sich heute zumindest für Jakob das Blatt: er findet einen Käufer für sein Auto und seine finanzielle Lage sieht damit schon ein wenig freundlicher aus. Bevor das Auto jedoch seinen Besitzer wechselt, klappern wir zunächst noch ein paar Läden ab, ich, um noch mehr Lebensläufe zu verteilen und Jakob, um die Aushänge für das freie Zimmer unter die Leute zu bringen. In einem Café, das ganz nett aussieht, erwische ich den Manager und er drückt mir einen Bewerbungsbogen in die Hand. Dummerweise brauche ich drei Referenten, die gewillt sind, mich in den Himmel zu loben. Ich glaube, es ist so eine typisch neuseeländische bzw. anglo-amerikanische Gepflogenheit der Arbeitgeber, statt eines Arbeitzeugnis lieber einen Telefonhörer in die Hand zu nehmen, um sich über potentielle Angestellte und ihre Missetaten zu erkundigen. 'Wozu habe ich mir dann die Arbeit gemacht, meine ganzen Praktikumszeugnisse mühselig zu übersetzen?!', ärgere ich mich, als ich mal wieder mit dieser Angabenpflicht konfrontiert werde. Zudem kann ich auch nur mit zwei Referenten aufwarten und eigentlich nicht mal das. Meine lieben ehemaligen Verlagskollegen haben zwar sofort zugestimmt, im Falle des Falles nette Dinge über mich zu sagen, die Leute vom Buchladen hielten es bis jetzt jedoch nicht für notwendig, auf meine Bitte zu reagieren. Egal, ich schreibe sie trotzdem mit auf, schon allein deswegen, weil das Praktikum im Buchladen sozusagen meine letzte Arbeittätigkeit war und es verdächtig wirkt, wenn man sie nicht kontaktieren kann. Zudem habe ich die Hoffnung, dass neugierige neuseeländische Chefs aufgrund der Zeitverschiebung ohnehin keinen erreichen und sich deswegen nicht die Mühe machen, extra früher aufzustehen. Das ändert aber nichts an der Tatsache, dass mir noch ein Referent fehlt und mir fällt nur Ron, unseren Vermieter ein, von dem weiß ich jedoch weder den Nachnamen noch seine Telefonnummer. Außerdem habe ich auch meinen Reisepass und meinen Führerschein vergessen. Na ja, ich hatte einfach gedacht, dass ich sie nicht brauchen würde. Ich kann ja nachvollziehen, warum eine Kopie meines Reisepasses gebraucht wird, warum eine Kopie meines Führerscheins von einem Café, dass keiner Kette angehört, verlangt wird, ist mir jedoch schleierhaft. Immerhin werde ich zu einem Vorstellungsgespräch eingeladen, das klingt doch schon mal gar nicht so schlecht.


Nachdem ich keine Lust mehr habe, mit einem hoffentlich unwiderstehlich wirkenden Lächeln in diverse Cafés, Läden und Restaurants zu marschieren und mit einem bestimmten Kopfschütteln wieder weggeschickt zu werden, beschließen wir, oh, wie schön, zum Strand zu fahren. Wir einigen uns auf den Muriwai Beach, der für seine Tölpelnistkolonien bekannt ist. Auf dem Weg dorthin, sehe ich zum ersten Mal die berühmten neuseeländischen Schafe, es sollen hier acht mal so viele Schafe wie Einwohner leben!
Die Fahrt zum Strand dauert nicht länger als eine halbe Stunde und in Muriwai angekommen, erwarten uns hohe Wellen und Nebelschwaden, die den kleinen Küstenort eingehüllt haben. Auf dem Weg zum Aussichtspunkt, bekomme ich natürlich nasse Füße als ich nicht schnell genug die Klippen hinaufklettere. Das Meer ist wirklich sehr lebhaft, gerade als ich den hölzernen Steg erreicht habe und ein Foto machen möchte, werde ich von den hohen Wellen noch mal richtig nassgespritzt. Jakob kann sich gerade so das Lachen verkneifen, während ich hoffe, dass meinem Fotoapparat etwas Wasser nichts ausmacht.
Einen Tölpel bekommen wir leider nicht zu Gesicht, die Seevögel nisten hier auf den vor der Küste liegenden Felsen zwischen August und April, bevor sie nach Australien weiterziehen, aber der Ausflug hat sich schon allein wegen des schönen Wetters gelohnt!

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